Essbares vom Balkon
Forschungskonsortium “ESSBAR” entwickelt vertikale Begrünungstechnologie für den urbanen Raum. Erstes Projekt startet im Herbst.
Wien, 22. September 2023. Zwanzig Kilogramm Gartenerdbeeren, Sellerie, Schnittlauch, Petersilie und mediterrane Kräuter hat das Konsortium “ESSBAR” in seiner Premierensaison, von Mai bis September, geerntet. „Und das auf einer Fläche von gerade einmal rund 3 m2, freut sich Simon Battlogg, Prokurist bei Rhomberg Bau Wien. Mit dem Testaufbau der zwei vertikalen Gärten, in Vitis und Wien, hat die Initiative aus Österreich seit diesem Frühling wissenschaftlich untersucht, wie erfolgreich sich Gemüse, Obst und Kräuter auf dem eigenen Balkon produzieren lassen. Noch mehr freut sich Battlogg daher über die Erkenntnisse des ersten Testlaufs: „Unser Ziel ist es, mit Vertikalgärten ausgestattete Balkone für den urbanen Raum zu entwickeln, in denen essbare Pflanzen für den direkten Verzehr wachsen. Und jetzt ist für uns klar, dass das auch gelingen kann.“
Gemeinsam mit der Donau-Universität Krems, der Universität für Bodenkultur Wien sowie den Unternehmen greenpass GmbH, Sozialbau AG, Grünstattgrau – Forschungs- und Innovations GmbH, Herbios – Vertikalgarten GmbH, Geoplast – Kunststofftechnik GmbH und WoodRocks Bau GmbH hat das Unternehmen an zwei Teststandorten (Wien, Vitis) Versuchsaufbauten mit Vertikalbeeten errichtet und mit Messsensorik ausgestattet. Derzeit läuft ein wissenschaftliches Monitoring hinsichtlich Funktionsfähigkeit und Pflanzenentwicklung. Parallel wurde die Integration der Elemente in Bauprodukte und -abläufe durchgeplant und optimiert. Battlogg: „Wir können die vom Partner Herbios entwickelten Vertikalbeet-Module jetzt beispielsweise in unser Balkonsystem ‚FRAME‘ von ‚SMART BALKON‘ integrieren. Das ermöglicht uns eine effiziente und bewohner:innenfreundliche Umsetzung, da die Balkone mit Boden, Geländer und Pflanzmodulen als Ganzes an die Fassade angebracht werden.“ Die Bewässerung erfolgt dabei über Regenwasser, das gesammelt und punktgenau zu den Pflanzen geleitet wird.
Für die Bewohner:innen haben die “ESSBAR”-Balkone weitere Vorteile, ist Battlogg überzeugt. Sie sorgen für Nahrung und ein persönliches Gartenerlebnis, tragen aktiv zur Verbesserung des Mikroklimas in urbanen Räumen bei und wirken der Überhitzung von Innenhöfen und Straßen entgegen. Um die positiven Effekte wie zum Beispiel Kühlung durch natürliche Schattenspende zu messen und optimieren, wird das Projekt vom ClimateTech-Unternehmen greenpass begleitet.
Pilotprojekt startet im Oktober
„Jetzt ist die Idee reif für die Umsetzung“, erklärt Battlogg. Schon im Oktober startet in der Karmarschgasse im 10. Wiener Gemeindebezirk die thermische Sanierung eines 1980er-Jahre-Bestandsgebäudes, ein Haus der gemeinnützigen Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Volksbau, in dessen Rahmen 32 Balkone mit insgesamt 220 m² neuer Freifläche sowie 64 Vertikalbeeten nachgerüstet werden. Ebenso wird das Dach erneuert und so ausgeführt, dass Regenwasser dort gesammelt und in einen etwa 15 000 Liter großen Wassertank im Hof geleitet wird. Von diesem Wassertank werden alle Vertikalbeete an den Balkonen mit Wasser versorgt. Die Pumpe, die das Wasser vom Tank zu den Balkonen pumpt, wird mit einer Photovoltaikanlage betrieben. Das Regenwassermanagement ist somit ein wichtiger Teil des Projekts und hat besonderen Stellenwert in Hinblick auf die Klimawandelanpassung, Pflanzenwachstum und zukünftige Frischwasserkosten.
Unterstützt und gefördert wird das Forschungsprojekt im Rahmen des Forschungsprogrammes „Stadt der Zukunft“ von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), initiiert vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).
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